Die Aktienstrategie „Sell in May and go away“ (deutsch: „Verkaufe im Mai und geh weg“) ist eine saisonale Anlagestrategie, die besagt, dass Anleger ihre Aktien im Mai verkaufen und sie erst im Herbst, typischerweise im Oktober, wieder kaufen sollten.
Ursprung und Idee:
Diese Strategie basiert auf der historischen Beobachtung, dass der Aktienmarkt in den Sommermonaten (Mai bis September) tendenziell schlechter abschneidet als in den Wintermonaten (Oktober bis April).
Historische Performance:
Tatsächlich zeigen einige Studien, dass der Dow Jones Industrial Average (ein Index der Aktienkurse von 30 großen US-Unternehmen) in den 100 Jahren seit 1926 im Durchschnitt eine negative Rendite von 0,6% zwischen Mai und Oktober erzielt hat.
Im Gegensatz dazu erzielte der Dow Jones im Durchschnitt eine positive Rendite von 7,4% zwischen November und April.
Vermutungen für die Saisonalität:
- Geringeres Handelsvolumen: In den Sommermonaten ist das Handelsvolumen an den Börsen typically niedriger. Dies kann zu erhöhter Volatilität und unberechenbareren Kursbewegungen führen.
- Psychologische Faktoren: Die Sommermonate sind oft geprägt von Urlaubszeit und geringerem Interesse an Börsenthemen. Dies kann zu irrationalen Marktreaktionen führen.
- Steuerliche Verkäufe: Im Mai und Juni kommt es häufig zu steuerlichen Verkäufen, da Anleger ihre Gewinne realisieren, um ihre Steuerschuld zu senken.
- Schulferien: In vielen Ländern haben die Schüler im Sommer Ferien. Dies kann zu einer geringeren Handelsaktivität an den Börsen führen.
- Geringere Liquidität: Die geringere Handelsaktivität kann zu einer geringeren Liquidität an den Märkten führen, was wiederum zu größeren Kursschwankungen führen kann.
Statistische Auswertung:
Obwohl die „Sell in May and go away“-Strategie nicht immer funktioniert, haben statistische Studien gezeigt, dass sie in einigen Märkten und Zeiträumen zu überdurchschnittlichen Renditen geführt hat.
Die „Sell in May and go away“-Strategie funktioniert, indem sie diese saisonale Schwäche ausnutzt. Anleger verkaufen ihre Aktien im Mai, wenn die Kurse tendenziell hoch sind, und kaufen sie dann im Herbst wieder zurück, wenn die Kurse tendenziell niedriger sind.
Beispiel:
Eine Studie der Deutschen Bank hat den Dax von 1959 bis 2018 untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass der Dax in den Sommermonaten (Mai bis September) im Durchschnitt um 1,37% gefallen ist, während er in den Wintermonaten (Oktober bis April) im Durchschnitt um 11,83% gestiegen ist.
Beachte jedoch:
- Keine Garantie: Die „Sell in May and go away“-Strategie ist keine Garantie für Erfolg. Es kann auch in den Sommermonaten zu positiven Börsenbewegungen kommen.
- Verpasste Chancen: Durch den Verkauf der Aktien im Mai können Anleger potenzielle Kursgewinne verpassen.
- Transaktionskosten: Der Verkauf und Kauf der Aktien im Mai und Oktober verursacht Transaktionskosten, die die Rendite schmälern können.
- Individuelle Situation: Die „Sell in May and go away“-Strategie ist nicht für alle Anleger geeignet. Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont sollten diese Strategie nicht unbedingt anwenden.
Vorteile:
Die Strategie hat einige potenzielle Vorteile:
- Gewinnmitnahme: Anleger können Gewinne mitnehmen, indem sie ihre Aktien im Mai verkaufen, wenn die Kurse tendenziell hoch sind.
- Vermeidung von Verlusten: Anleger können Verluste vermeiden, indem sie ihre Aktien während der Sommermonate, die oft schwächer abschneiden, nicht halten.
Nachteile:
Die Strategie hat jedoch auch einige potenzielle Nachteile:
- Verpasste Chancen: Anleger können Gewinne verpassen, wenn die Aktienmärkte während der Sommermonate steigen.
- Transaktionskosten: Anleger müssen Transaktionskosten für den Verkauf und Kauf ihrer Aktien zahlen.
- Psychologische Faktoren: Es kann schwierig sein, sich an die Strategie zu halten und die Aktien im Mai zu verkaufen, wenn die Kurse hoch sind.
Fazit:
Die „Sell in May and go away“-Strategie ist eine kontroverse Anlagestrategie.
Es ist wichtig, die Risiken und Chancen dieser Strategie zu verstehen und sie im Kontext der eigenen Anlagesituation zu bewerten, bevor man eine Entscheidung trifft.
Anstatt sich auf eine saisonale Strategie zu verlassen, ist es für Anleger generell ratsam, sich breit zu diversifizieren und eine Anlagestrategie zu verfolgen, die zu ihrem Risikotoleranzprofil und ihren Anlagezielen passt.